In den Private Markets haben sich ESG-Überlegungen von einem peripheren Interesse zu einer bestimmenden Kraft entwickelt. Die ESG-Integration ist nicht länger optional, sondern wird zunehmend als wesentlich für die Wertschöpfung, die Risikominderung und die Aufrechterhaltung der Geschäftstätitgkeit angesehen. Angetrieben durch den Druck der Regulierungsbehörden, die sich ändernden gesellschaftlichen Erwartungen und die wachsende Nachfrage der Investoren, nimmt die Dynamik weiter zu. Im Jahr 2024 überstieg das mit ESG-Kriterien verwaltete Vermögen in den Private Markets die Marke von 1 Billion USD, wobei 70 % des globalen Marktes auf Europa entfallen [1]. Die Anlage Private Debt , die in der Vergangenheit als Nachzügler bei der ESG-Integration galt, holt schnell auf. Laut der Preqin-Investorenumfrage vom Juni 2024 hat die Hälfte der Investoren eine ESG-Investitionspolitik für Private Debt eingeführt oder plant, eine solche innerhalb der nächsten zwölf Monate einzuführen.
Ein entscheidender Hebel für eine nachhaltige Transformation
Privates Fremdkapital nimmt eine einzigartige Stellung bei der Beschleunigung einer nachhaltigen Transformation ein.
Private Debt Investoren üben einen beispiellosen Einfluss auf die Portfoliounternehmen aus - von operativen Entscheidungen bis hin zur langfristigen Strategie. Dank ihres langfristigen Anlagehorizonts und ihrer zunehmenden Ausrichtung an ESG-Zielen sind sie prädesdiniert, um Nachhaltigkeit tief und systematisch in die Geschäftsmodelle einzubinden.
Da der Schutz vor Verlusten bei Kreditinvestitionen von zentraler Bedeutung ist, werden ESG-Faktoren - Governance, Umweltrisiken und gesellschaftliches Verhalten innerhalt der Betriebstätigkeit - zu entscheidenden Indikatoren für die langfristige Kreditwürdigkeit. Infolgedessen beziehen die Manager von Private Debt zunehmend ESG-Faktoren in die Bewertung des Kreditrisikos, die Kreditstrukturierung, die Aushandlung von Vertragsklauseln ein. Die Einbeziehung der Kreditnehmer ist ein wichtiger Faktor
ESG-Integration erfordert einen "praktischen" Ansatz
Im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen unterliegen private Firmen nur begrenzten ESG-Offenlegungspflichten. Dies macht die Erhebung von ESG-Daten zu einem eher "praktischen" Prozess, der einen direkten Austausch erfordert, um aussagekräftige Erkenntnisse zu gewinnen. Darüber hinaus erschwert die Vielfalt der zugrunde liegenden Unternehmen die Anwendung eines standardisierten Due-Diligence-Verfahrens. Bei kleinen und mittleren Unternehmen sind die Kredite in der Regel kleiner, es gibt möglicherweise keine CSR-Politik . Folglich müssen die Manager eine maßgeschneiderte Due-Diligence durchführen, um die Aktivitäten, Strategien und Prozesse des Unternehmens zu untersuchen.
ESG-Integration: Vom Einstieg bis zum Ausstieg
Bei Private Debt beginnt die Integration von ESG bereits zu Beginn des Investitionslebenszyklus. Beim Screening und der Due-Diligence sind ESG-Rahmenwerke und -Tools nützlich, um sowohl wesentliche Risiken als auch potenzielle Wertschöpfungshebel zu bewerten. In diesem Feld kann sich Kartesia auf die langjährige ESG-Expertise und die umfangreichen Ressourcen Candriams verlassen.
Die ESG-Due-Diligence kann ein breites Spektrum von Faktoren abdecken, darunter das Geschäftsmodell des Unternehmens im Vergleich zu sektorspezifischen ESG-Risiken, die Ausrichtung auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), die Umweltverpflichtungen, die Governance-Praktiken, die Menschenrechtsrisiken, die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette und die Bereitschaft zum Klimawandel. Sektorspezifische ESG-Risikomatrizen und quantitative Bewertungssysteme können in Bewertungsprozesse eingebettet werden, um Abwärtsrisiken wie Geldbußen, Rechtsstreitigkeiten oder Reputationsschäden zu minimieren.
Neben dem Aufzeigen potenzieller ESG-Schwächen, die sich negativ auf das ESG-Profil des Unternehmens auswirken könnten, besteht das Ziel auch darin, ESG-Stärken zu identifizieren, die das Wachstum und die Differenzierung fördern können. Dieser Schritt bietet die Möglichkeit, konkrete kurz-, mittel- oder langfristige ökologische und soziale Ziele festzulegen - zum Beispiel einen Plan zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen.
Nach der Investition ist aktives Engagement entscheidend, um das ESG-Potenzial in greifbare Ergebnisse umzusetzen. Investoren können klare ESG-Erwartungen formulieren, KPIs festlegen und Anreize für das Management mit der Nachhaltigkeitsleistung verknüpfen. Die ESG-Überwachung nach der Investition umfasst häufig eine jährliche Berichterstattung über wesentliche Themen, die Umsetzung von Strategien zur Dekarbonisierung oder Diversität sowie ein proaktives Risikomanagement. Die Entwicklung von passiver Überwachung zu aktivem Engagement spiegelt das wachsende Verständnis wider, dass kontinuierliche ESG-Verbesserungen ein wesentlicher Faktor für operative Exzellenz und langfristigen Wert sind.
Schließlich kann das Unternehmen, das beim Ausstieg eine starke ESG-Bilanz vorweisen kann - sei es durch formale Berichterstattung, Ratings von Dritten oder Folgenabschätzungen - Premium-Bewertungen erzielen und ein breiteres Käuferkollektiv anziehen. Insbesondere unter Unternehmen und Vermögensverwaltern mit Nachhaltigkeitsmandaten ist dies von großem Wert. Führende Investoren haben erkannt, dass ESG-Kriterien wichtig sind: Sie zielen darauf ab, die Unternehmen nicht nur finanziell zu stärken, sondern auch widerstandsfähiger zu machen.
Strukturierung der richtigen Anreize
Private Debt Investoren haben innovative Anreize geschaffen, um sicherzustellen, dass ESG-Fortschritte in die gesamte Wertschöpfungskette eingebettet sind.
- Auf der Ebene der Portfoliounternehmen nehmen viele Private Debt Investoren ESG- oder wirkungsbezogene Klauseln in die Kreditverträge auf. Einige enthalten sogar ESG-gebundene Margenstufen: Erreicht das Unternehmen im Voraus vereinbarte ESG- oder Impact-KPIs (wie z. B. die Verringerung der Kohlenstoffemissionen, die Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitsdiensten oder die Erhöhung der Diversität in der Belegschaft), erhält es eine Senkung seines Zinssatzes - ein direkter finanzieller Anreiz für die Unternehmensleitung, Nachhaltigkeitszielen Priorität einzuräumen und die Impact-Performance in einen Hebel zur Wertschöpfung zu verwandeln.
- Auf der Fondsebene verknüpfen einige Unternehmen den Carried Interest des Anlageteams mit der ESG- oder Impact-Performance des gesamten Portfolios. Wenn bei Kartesia weniger als eine bestimmte Anzahl von ESG- oder Impact-Zielen über alle Investitionen hinweg erreicht wird, wird ein Teil des Carried Interest des Teams in eine philanthropische Initiative umgeschichtet. Dieses System steigert nicht nur die Motivation der Investmentteams, sich aktiv mit den Unternehmen zu beschäftigen, praktische Unterstützung zu leisten und Verbesserungen im Bereich der Nachhaltigkeit während der Haltedauer voranzutreiben, sondern ermöglicht es auch, auf alternative Weise zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen, obwohl die gesetzten Ziele nicht erreicht werden.
Solche dualen Anreizsysteme verstärken die Idee, dass die Integration von ESG nicht länger eine Nische oder ein nachträglicher Gedanke des Risikomanagements ist, sondern ein entscheidender Hebel für Wettbewerbsvorteile, Widerstandsfähigkeit und Wertschöpfung auf dem Markt für Private Debt.
Bleiben Sie dabei für weitere Einblicke in Private Debt !
[1] Quelle: Preqin, 2024