Impact of Credit Suisse takeover

  • Die von Candriam verwalteten Portfolios haben kein Exposure in Credit Suisse-Wertpapieren, Exposure in außerbörslichen Geschäften oder Aktienleihgeschäften.
  • Insbesondere besteht kein Exposure in Credit Suisse-Anleihen, einschließlich AT1-Anleihen oder sonstigen hybriden Instrumenten.
  • Die ESG-Analyse von Candriam hat Credit Suisse seit 2014 aus unserem ESG-Universum ausgeschlossen.

 

  • In wenigen Tagen verlagerte sich die Aufmerksamkeit der Anleger von verbesserten Wachstumsaussichten zu den Sorgen um die Finanzstabilität
  • Im europäischen Bankensystem war Credit Suisse das schwache Glied.
  • Während Credit Suisse eine global systemrelevante Bank (G-SIB) war, waren ihre Schwächen bekannt und unserer Meinung nach nicht repräsentativ für den gesamten europäischen Bankensektor.
  • Das Ansteckungsrisiko dürfte nun durch die Übernahme am Wochenende begrenzt sein.
  • Da dies in erster Linie eine Frage des Vertrauens in das Bankwesen darstellt, wird in den nächsten Tagen ein neues Kapitel der Marktgeschichte geschrieben werden.

Schnell gehandelt: USB übernimmt Credit Suisse

Unserer Ansicht nach war die schnelle Übernahme durch UBS die einzige kurzfristige Lösung. Hätte man versucht, sich irgendwie durchzuschlagen, hätte dies an den Finanzmärkten zu mehr Stress und Unsicherheit geführt und zudem zu einem Szenario der Bankenabwicklung führen können, das für die Marktteilnehmer den schlimmsten Fall darstellt.

Der Markt reagierte am Montag positiv auf die Vereinbarung mit UBS, denn die Stimmung verschlechterte sich nicht weiter. Sie stellt eine Erleichterung dar und ist ein Zeichen dafür, dass die Marktteilnehmer bereit sind, die Fed-Sitzung am 22. März abzuwarten.

Die Ansteckungsgefahr bei anderen Banken bleibt vorerst eher begrenzt, wenn man die Entwicklung von CDS beobachtet. Die Aktienmärkte wurden stärker in Mitleidenschaft gezogen: Der Bankenindex in Europa fiel seit Anfang März um 15 %, was seine seit Jahresbeginn erzielten Gewinne vollständig wettgemacht hatte.[1]

Auch die Zentralbanken wie die US-Notenbank, die EZB, die Bank of England, die Bank of Japan und die Schweizerische Nationalbank (SNB) stellen den Märkten Liquidität zur Verfügung, um die Dollar-Swap-Kreditlinien koordiniert zu verbessern. Dies scheint eine äußerst vorbeugende Maßnahme zu sein, da die SNB bei einem täglichen Repogeschäft mit einer Laufzeit von sieben Tagen 101 Mio. USD vergeben hat, während die EZB einem einzigen Bieter jüngst 5 Mio. USD zugeteilt hat, während die BoE und die BoJ keine Gebote erhielten.

 

Die bedingungen der transaktion

Nach den am Wochenende geführten Verhandlungen zwischen der FINMA, der Schweizerischen Nationalbank, der Schweizerischen Regierung, UBS und Credit Suisse übernimmt UBS Credit Suisse (CS) im Rahmen eines All-Share-Deals in Höhe von 3 Mrd. CHF, da man der Ansicht war, dass die Bank nicht mehr eigenständig überlebensfähig sei. Die Transaktion beinhaltet einen Abschlag von 59 % auf den Schlusskurs vom Freitag, den 17. März und löste eine vollständige Abschreibung des Nennwerts aller AT1-Anteile von Credit Suisse in Höhe von rund 16 Mrd. CHF und damit eine Erhöhung des Kernkapitals aus.

Darüber hinaus unterstützt die Schweizerische Nationalbank (SNB) UBS mit einer zusätzlichen ELA-Liquiditätshilfe in Höhe von 100 Mrd. CHF, während die Schweizer Regierung UBS als zweite Tranche eine Garantie von 9 Mrd. CHF auf die Verluste von CS gewähren wird, wobei UBS das Risiko der ersten Verluste von 5 Mrd. CHF trägt (wenn die Verluste höher ausfallen, werden sie zwischen UBS und der Schweiz aufgeteilt).

Zusätzliche Einzelheiten: UBS bestätigte, dass sie die Investmentbank auf <25 % der risikogewichteten Aktiva (RWAs) des Konzerns schrumpfen wird und bis 2027  mit einer jährliche Kostenreduzierung um mehr als 8 Mrd. USD gerechnet wird. UBS wird weiterhin Dividenden ausschütten, aber die Rückkäufe vorübergehend aussetzen und erwartet, dass die Fusion bis 2027 einen Gewinn je Aktie erzielen wird.[2]

Mit dieser Transaktion wird UBS die größte Bank der Schweiz werden und über 5 Billionen US-Dollar verwalten, einschließlich der Sparten Asset Management und Wealth Management. Durch diese Übernahme entsteht der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt und der drittgrößte Anlagenverwalter in Europa.

Da die Übernahme zur Entstehung einer größeren Bank führen wird, wird sie höheren Anforderungen an Kapitalpuffer unterliegen. Die FINMA wird für ihren Aufbau angemessene Übergangsfristen gewähren. Dies dürfte dazu führen, dass das G-SIB-Segment des zwischen UBS und CS kombinierten Unternehmens vom Segment 1 (1,0 % an RWAs) auf mindestens 2 (1,5 %) steigen wird. Die Transaktion dürfte im 2. Quartal 2023 abgeschlossen sein.

Auf kurze Sicht und obwohl die Situation der regionalen Banken in den USA noch nicht gelöst ist, scheint diese Transaktion die Anleger beruhigt zu haben. Diese Lösung hat jedoch den AT1-Markt erschüttert, da die Anleger nun die Risiken dieser Instrumente neu bewerten. Hierbei handelt es sich um einen Markt im Wert von 275 Mrd. USD. Dies könnte in Zukunft die Kapitalkosten für die Banken steigern. Wir halten diesen Aspekt jedoch für relativ begrenzt, weil diese Instrumente maximal 18,75 % des gesamten aufsichtsrechtlichen Kapitals einer Bank ausmachen könnten, und die Unternehmensleitungen haben immer noch die Möglichkeit, reines (Kern-) Eigenkapital zu verwenden, was das Ende bedeuten könnte, wenn die AT1-Kosten zu hoch sind. Darüber hinaus sind bereits emittierte AT1-Anleihen unbefristete Instrumente ohne Kündigungsverpflichtung, so dass keine Refinanzierungsrisiken bestehen. Nicht zuletzt scheint das Exposure von Versicherungsunternehmen in AT1-Anleihen bisher unbedeutend zu sein.

 

Auswirkungen auf unser wirtschaftliches szenario und unsere markteinschätzungen

Die Maßnahmen der Behörden, das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Bankensystem zu erhalten, und die Geschwindigkeit, mit der die Krise überwunden wird, sind entscheidend für unser Szenario. Obwohl wir nach wie vor der Ansicht sind, dass unser Hauptszenario (geringes Wachstum in den USA und im Euroraum) weiterhin das wahrscheinlichste Szenario ist, müssen wir anerkennen, dass das Risiko eines deutlich ungünstigeren Szenarios zugenommen hat. In jedem Fall dürften die Ereignisse der letzten Tage zu einer weiteren Verschärfung der Finanzierungsbedingungen und, falls sie anhalten sollten, zu niedrigeren Endzinssätzen führen.

Angesichts der jüngsten Ereignisse am Finanzmarkt in den USA könnte dies zu einem weiteren Rückgang der Kreditvergabe an Handels- und Industrieunternehmen um 5 % bis 10 % führen (Rückgang der Bankkredite um 140 bis 280 Mrd. USD oder 0,5 % bis 1 % des BIP). Die Auswirkungen auf die Wirtschaft werden natürlich von dem Umfang und der Dauer des Schocks abhängen. Im Euroraum war eine Verschärfung der Kreditbedingungen ebenfalls im Gange, und wir rechneten mit einem Rückgang der Investitionen in Wohnimmobilien um 5 % (-0,3 % des BIP). Diese Auswirkungen könnten umfassender ausfallen, wenn sich die Kreditbedingungen weiter verschärfen sollten.

Die Zentralbanken werden ihre geldpolitische Straffung an die finanziellen Entwicklungen anpassen. Auch wenn ihre Entschlossenheit, die Inflation zu bekämpfen, unberührt bleibt, dürfte die aktuelle Abstimmung zwischen Inflation und Finanzstabilität dazu führen, dass sie das Tempo ihrer Straffung verlangsamen oder sie sogar aufgeben, solange die Turbulenzen an den Finanzmärkten anhalten.

Aus Marktsicht sind wir der Ansicht, dass die Risiken in den Vereinigten Staaten und in Europa nach wie vor vorhanden sind, wenn auch nicht von derselben Art: Der Druck auf kleine Banken in den USA erhöht das Rezessionsrisiko, scheint aber noch nicht  systematisch zu sein, während wir in Europa mit einem stärker systematischen Risiko umgehen mussten.

Es wird ein paar Tage dauern, bis offensichtlich wird, ob das Risiko wirklich eingedämmt ist und die Situation sich beruhigt hat.

  • In unserer Allokation beurteilen wir Aktien in Anbetracht der Aufwärts- und Abwärtsrisiken in einer nach wie vor noch eher binären Situation nach wie vor neutral.
  • In unserer Allokation in Anleihen haben wir die Duration unserer Portfolios angehoben. Wir bevorzugen nach wie vor Investment Grade-Unternehmensanleihen, sind aber bei High-Yield-Anleihen vorsichtiger. Insbesondere könnten die AT1-Märkte infolge dieser Entwicklung erheblich unter Druck geraten, und selbst vorrangige Tranchen von Bankkrediten könnten infolge eines Dominoeffekts negativ beeinflusst werden. Eine weitere sehr wichtige Entwicklung ist die Erklärung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde, dass „Kernkapitalinstrumente die ersten sind, die Verluste absorbieren, und erst nach ihrer vollständigen Verwendung würden zusätzliche AT1-Papiere abgeschrieben werden müssen“.
  • Bei unserer Aktienallokation bevorzugen wir den Qualitätsstil an den Märkten. Angesichts der Risiken, die die finanzielle Anfälligkeit für das Wachstum birgt, werden die Anleger vorerst strukturelles Wachstum vorziehen. Daher bevorzugen wir die folgenden Sektoren: Gesundheitswesen (weltweit und insbesondere in den USA), Basiskonsumgüter (mit europäischen Marktführern). Wir bevorzugen auch innovative Unternehmen und / oder Qualität (Rentabilität, Prognosesicherheit und solide Solvabilität).
  • Unsere Einschätzung der Banken: Wir bevorzugen nach wie vor Banken mit einer sehr hohen Solvabilität und hoher Rentabilität. Diese beiden Puffer ermöglichen es ihnen, größeren Schocks standzuhalten. Wir konzentrieren uns auch auf Retailbanken, insbesondere weil ein höherer Anteil der Privatkundeneinlagen eine bessere Stabilität und eine höhere Liquidität bietet als die Investmentbanking-Modelle. Wir stellen fest, dass höhere kurzfristige Zinssätze dem Sektor eine höhere Rentabilität bieten, selbst wenn sie höhere potenzielle Solvabilitätsanforderungen berücksichtigen.

Dieses Dokument wird nur zu Informationszwecken und zur Aufklärung zur Verfügung gestellt und kann Meinungen und eigene Informationen von Candriam enthalten. Es stellt kein Angebot für den Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten, keine Anlageempfehlung oder Bestätigung irgendeiner Art von Transaktion dar, außer wenn dies ausdrücklich vereinbart wurde. Candriam lässt bei der Auswahl der in diesem Dokument genannten Daten und ihrer Quellen größte Sorgfalt walten. Dennoch können Fehler oder Auslassungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Candriam haftet nicht für direkte oder indirekte Schäden oder Verluste, die aus der Verwendung dieses Dokuments entstehen könnten. Die Rechte von Candriam am geistigen Eigentum sind jederzeit zu wahren. Eine Vervielfältigung des Inhalts dieses Dokuments ist nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung seitens Candriam zulässig.

[1] Daten: STXE 600 Banks – Quelle: Bloomberg, Stand der Daten: 20.03.2023
[2] Quelle: UBS übernimmt Credit Suisse | UBS Global

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