In einem Land der Möglichkeiten … sollten Sie sorgfältig auswählen

„Zinseszinsen sind das achte Weltwunder“, sagte Albert Einstein. Im letzten Jahrzehnt konnten Anleihen-Investoren dieses Wunder allerdings nicht in vollem Umfang erleben, da die historisch niedrigen und sogar negativen Leitzinsen dies verhinderten..

Glücklicherweise sind die Zinsen seit Mitte 2022 wieder in die Höhe geschossen und sind wieder im positiven Bereich. Damit bieten sich für Investoren attraktive Einstiegspunkte in Staats- und Unternehmensanleihen, die zuletzt 2011 zu beobachten waren.

Um jedoch davon zu profitieren, müssen die Anleger die Augen offen halten. Während die Besorgnis über externe Faktoren abgenommen hat, gewinnen spezifische und idiosynkratische Risiken in den festverzinslichen Anlageklassen an Bedeutung.

 

Jede Menge Chancen?

Die Geldmarktrenditen nähern sich derzeit der Marke von 4 %[1]. Damit wird es für Investoren attraktiver, Barmittel zu parken und nach Anlagechancen Ausschau zu halten. Investoren können auch in diese risikoärmere Anlageklasse investieren, um die Volatilität ihrer Anleihenportfolios zu steuern.

Mit Euro-Investment-Grade-Unternehmensanleihen können die Investoren derzeit interessante Renditen von 4,3 %[2] oder mehr erzielen– und das bei einer flachen Maturity-Curve. Investoren können sich verhältnismäßig hohe Renditen in einer relativ hochwertigen Anlageklasse über einen längeren Zeitraum sichern, während die Aktienmärkte zu ihrer früheren Rolle – mit niedrigeren Dividendenrenditen und höherer Volatilität – zurückkehren.

Die globalen High-Yield-Märkte weisen ein anderes  Profil auf – mit attraktiven Coupons von über 8 %[3], im Vergleich zu kaum 4 % vor zwei Jahren. Zudem hat sich die Qualität des High-Yield-Marktes seit 2011, als sich die Renditen zuletzt auf diesen Niveaus bewegten, erheblich verbessert: Der Euro-High-Yield-Markt[4] beinhaltet derzeit rund 75 % Anleihen mit Rating von BB, gegenüber nur 50 % im Jahr 2011. Am US-High-Yield-Markt [5]beträgt der Anteil heute 50 % gegenüber 35 %. Der globale High-Yield-Markt bietet derzeit Renditen von deutlich über 5 %.

Staatsanleihen stechen heraus. Die Anleger werden wohl kaum vergessen, dass noch vor zwei Jahren die deutsche Zinskurve der Staatsanleihen negativ war. Heute bietet das kurze Ende europäischer Staatsanleihen eine Rendite von rund 3,6 %[6], während ihre US-Pendants sogar beachtliche 5,3 %[7] vorweisen können – noch dazu mit einem geringen Spread-Risiko und ohne Kreditrisiko.  

Staatsanleihen von Schwellenländern zahlen teilweise Kupons von über 8,7 %[8]. Ein nicht unwesentlicher Teil des Marktes besteht aus potenziell unterbewerteten Restrukturierungsanleihen Also Länder, die unserer Ansicht nach kurz vor dem Abschluss einer Vereinbarung mit Gläubigern stehen und im Durchschnitt Renditen von über 12 % bieten. 

 

Risiken: von der Makro- zur Mikroökonomie.

Obwohl die Anleihenmärkte besonders einladend erscheinen, halten wir es fürunabdingbar, idiosynkratische Risiken zu identifizieren. Die Renditen mögen wieder zurück sein, doch das Ausfallrisiko bleibt asymmetrisch. Ohne Unterstützung durch die Zentralbanken hängt die Bepreisung von Unternehmens- und Staatsanleihen wieder von den Fundamentaldaten ab. Anleihenmärkte, die noch vor Kurzem von den Zentralbanken tangiert wurden, werden jetzt wieder stärker durch Konjunkturdaten, Bilanzen und Geschäftsmodelle beeinflusst. Hinzu kommt die zunehmend größere Bedeutung von ökologischen, sozialen und Governance-Faktoren für das Kreditrisiko.

Die Unternehmen befinden sich nun in einem Umfeld, in dem die Refinanzierungskostenerheblich gestiegen sind. In diesem Zusammenhang sind wir der Ansicht, dass die aktuelle Höhe der Spreads von EUR-Investment-Grade-Anleihen (145 Basispunkte2) und globalen High-Yield-Anleihen (420 Basispunkte3) diesen Risiken nicht gerecht werden. Im High-Yield-Segment rechnen wir auch mit einer Ausweitung der Spreads auf rund 500 Basispunkte (allerdings mit bedeutender Volatilität im Jahr 2024) und einem leichten Anstieg der Ausfallraten auf über 5 %.

Trends im Zusammenhang mit der Digitalisierung, Automatisierung und künstlichen Intelligenz wirken sich erheblich auf die Geschäftstätigkeit der Unternehmen aus. Die Fähigkeit der Emittenten, sich anzupassen, wird entscheidend sein. Es scheint offensichtlich, dass große Unternehmen mit einem stark diversifizierten Geschäft, das nicht von den Endmarktverbrauchern abhängt, weniger unter einer Konjunkturverlangsamung leiden. Das neue Umfeld kommt Unternehmen mit geringem Fremdkapitalanteil und gut vorhersehbaren Cashflows zugute. Für einige Emittenten sind die Tilgungspläne eine größere Belastung und sind mit der Tatsache konfrontiert, ihre Schulden zu höheren Zinsen zu refinanzieren. Das Investment-Grade-Segment wird zwar insgesamt kaum von einer „Maturity Wall” betroffen sein. Doch auf den High-Yield-Bereich könnte 2025 und 2026 eine immense Refinanzierungshürde zukommen. 

Staatliche Emittenten werden ebenfalls stärker von ihren Wirtschafts- und Schuldenprofilen geprägt und auch in diesem Bereich werden spezifische Risiken eine Rolle spielen. Die Haushaltspolitik und politische Risiken werden wieder in den Vordergrund rücken. Tatsächlich achten die Märkte jetzt aufmerksamer auf die Staatshaushalte und die Auswirkungen höherer Zinsen auf die Schuldentragfähigkeit. In der Vergangenheit wurde hauptsächlich zwischen Kern- und Peripherieländern unterschieden. Doch wir rechnen mit einer ganz anderen Zukunft. Betrachten Sie nur einmal das Beispiel Portugals: Nach der Steuerreform notieren portugiesische Anleihen mittlerweile mit niedrigeren Spreads als französische. Außerdem rechnen wir im kommenden Jahr auch mit erheblicher Volatilität infolge der anstehenden Wahlen in mehreren großen Ländern, unter anderem in den USA, Großbritannien, Indien und Indonesien.

Eine zunehmende Zahl von Schwellenländern wird sicherlich Unterstützung durch den IWF benötigen, der seine Hilfen wahrscheinlich von den Fundamentaldaten und vom politischen Willen abhängig macht. Einige Länder, wie Ghana, Sambia und Sri Lanka kommen mit ihrer Restrukturierung recht gut voran, während andere notleidende Länder keine Fortschritte machen.

Nachhaltigkeitskennzahlen haben mittlerweile einen entscheidenden Einfluss auf die Beurteilung der Kreditwürdigkeit von Staaten, da der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft hat. Indien kann zum Beispiel ein starkes Wachstum vorweisen, leidet aber unter der Umweltverschmutzung. In einigen Städten waren Schulen und öffentliche Institutionen mehrere Tage lang geschlossen und die langfristige gesundheitliche Belastung tritt auch heutzutage bereits  in Erscheinung. Diese Elemente werden sich langfristig auf das allgemeine Schuldenprofil eines Landes auswirken.

 

Investieren: Eile … mit Weile

Die Anleihen-Märkte bieten derzeit einige Renditechancen. Der Carry von Anleihen ist nicht nur für die Zinserträge wichtig, sondern auch für die Risikoabsicherung des Portfolios. Falls sich die Spreads in einem bestimmten Anleihensegment ausweiten, kann der Carry Anleger schützen, indem er den Rückgang des Marktwerts teilweise abfängt. Das neue Zinsumfeld – oder besser gesagt, die Rückkehr zu einem normalen Zinsumfeld – spricht für eine diversifizierte Anleihen-Allokation, da jedes Segment sowohl Zinserträge bietet als auch eine bestimmte Rolle im Portfolio spielt.

Um diese Chancen zu nutzen, müssen die Anleger die Risiken, denen bestimmte Emittenten unterliegen, verstehen und analysieren. Dieser „Bondpicker-Markt“ erfordert eine sorgfältige Auswahl der Emittenten und Titel, um risikobereinigte Erträge zu erzielen. Es ist mehr denn je nötig, sowohl staatliche als auch Unternehmensemittenten rigorosen und disziplinierten Bottom-up-Analysen zu unterziehen, um ihre Kreditwürdigkeit zu beurteilen und die spezifischen Risiken der jeweiligen Titel zu verstehen.

Die Einbeziehung von ESG-Analysen für alle Fixed-Income-Märkte ist eine Voraussetzung für ein umfassendes Verständnis der Schuldentragfähigkeit, die zukünftig eine wesentliche Rolle für Anleihenportfolios spielen wird.

Einsteins Beobachtung geht noch weiter: „Zinseszinsen sind das achte Weltwunder. Wer sie versteht, verdient sie. Wer sie nicht versteht, der zahlt sie.“

 

 

 

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Das Risiko eines Kapitalverlusts trägt der Anleger.

 

[1] €STR: (Euro Short-Term Rate) 3,902 % per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg

[2] ICE BofA Euro Corporate Index per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[3] ICE BofA Global High Yield Index per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[4] ICE BofA Euro High Yield Index per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[5] ICE BofA US High Yield Index per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[6] Rendite zwölfmonatiger deutscher Staatsanleihen, per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[7] Rendite zwölfmonatiger US-Staatsanleihen. per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg
[8] JPM EMBI Global Diversified Index per 24.11.2023 – Quelle: Bloomberg

 

  • Philippe Noyard
    Global Head of Fixed Income, Member of the Executive Committee
  • Charudatta Shende
    Head of Client Portfolio Management Fixed Income

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