Was wird Trump 2.0 bedeuten?
Wichtige Punkte
- Donald Trump kehrt ins Weiße Haus zurück
- Die Republikaner haben die Mehrheit im Senat und möglicherweise auch im Repräsentantenhaus gewonnen.
- Trotz einer knappen Mehrheit im Repräsentantenhaus ist Donald Trump in einer guten Position, um seine Agenda umzusetzen
- Kurz- bis mittelfristig dürften sich die US-Märkte weiterhin besser entwickeln als der Rest der Welt
- Wir halten an unserer Präferenz für US-Aktien in einem ausgewogenen Portfolio fest
Donald Trump ist zurück
Donald Trump kehrt als 47. Präsident ins Weiße Haus zurück, wobei die Wahrscheinlichkeit eines republikanischen Wahlsieges steigt. Am 6. November waren die Marktreaktionen heftig: US-Aktien erreichten Allzeithochs, die Renditen 10-jähriger Anleihen stiegen auf 4,5 %, und der Dollar legte gegenüber den meisten Währungen zu.
Die Auswirkungen seines Programms auf die US-Wirtschaft und den Rest der Welt sind noch ungewiss und werden davon abhängen, ob seine Partei auch das Repräsentantenhaus gewinnt.
Im Moment geht es der US-Wirtschaft gut: Die Arbeitslosigkeit liegt knapp über 4 %, das Wachstum beträgt fast 3 %, und der Verbraucherpreisdeflator liegt fast wieder bei 2 %. Allerdings könnte die Umsetzung von Trumps Programm – welches starke Maßnahmen in der Handelspolitik, Einwanderung, Steuersenkungen, Deregulierung etc. umfasst - dazu führen, dass die US-Wirtschaft von diesem Kurs abweicht.
Aber es ist noch zu früh, um das Ausmaß dieser Abweichung zu erkennen. Erstens, weil die Ausrichtung der Abgeordnetenkammer noch unbekannt ist. Zweitens wissen wir nicht, wie schnell diese Maßnahmen umgesetzt werden. Und schließlich, weil keine Maßnahme bislang genau definiert wurde. Werden die Zölle auf 60 % für China und 10 % für den Rest der Welt erhöht, oder werden sie um weitere 60 % für China und 10 % für den Rest der Welt erhöht? Werden Freihandelszonen verschont bleiben? Wie wird der Rest der Welt reagieren? Ungewissheit herrscht auch über Maßnahmen zur Einwanderung, Steuersenkungen auf Trinkgelder und Überstunden.
Trump 2.0 : weich oder hart?
Zum jetzigen Zeitpunkt ist es sinnvoll, weiterhin zwei Szenarien in Betracht zu ziehen:
- Ein relativ "moderater" - Soft Trump -, was dazu führt, dass die Wirtschaft recht wenig von ihrem derzeitigen Kurs abweicht. Unterstützende Maßnahmen für die untere bis mittlere Einkommensschicht würden die Auswirkungen von Zollerhöhungen ausgleichen. Die Wirtschaftstätigkeit würde weiterhin solide wachsen und im Jahr 2025 über 2,5 % liegen. In diesem Umfeld würde die Inflation jedoch höher ausfallen und die US-Notenbank veranlassen, ihre geldpolitische Lockerung im Laufe des Jahres 2025 zu unterbrechen.
- Ein - Hard Trump - kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. In diesem Szenario setzt der Präsident alle von ihm versprochenen Maßnahmen zügig um, auch wenn sie teilweise extrem sind. So soll ab dem nächsten Jahr nicht nur die Einwanderung begrenzt, sondern auch 1 Million illegale Einwanderer abgeschoben werden. Zollerhöhungen würden zu einem ausgewachsenen Handelskrieg führen, die Inflation würde auf über 4 % getrieben, die Arbeitslosenquote würde unter 4 % fallen, was die Federal Reserve zwingen würde, die Zinsen anzuheben, und die Wirtschaft würde schließlich 2026 in eine Rezession abgleiten.
Die US-Märkte werden sich wahrscheinlich weiterhin besser entwickeln als der Rest der Welt.
Das fundamentale Umfeld dürfte für risikobehaftete US-Anlagen konstruktiver bleiben, insbesondere im Falle eines Soft Trumps. An der Anleihefront sind die US-Renditen seit Mitte September bereits stark gestiegen, was auf die unerwartet gute Konjunktur und die wachsende Wahrscheinlichkeit der Wahl Trumps zurückzuführen ist. Im Soft-Trump-Szenario würden sich die Zinssätze jedoch in einer Spanne von 4,20 % bis 4,50 % bewegen, wodurch breitere Marktstörungen vermieden würden. Der Dollar würde stark bleiben.
Unsere Allokation bleibt im Großen und Ganzen unverändert, mit einer Präferenz für US-Aktien, die nach wie vor ein robustes Wachstum aufweisen. Wir behalten unser Engagement in Technologietiteln bei, aber auch in Small- und Mid-Caps sowie in Bereichen des Finanzsektors, die von Steuersenkungen und Deregulierung profitieren. Wir halten auch unsere Long-Position im US-Dollar aufrecht.
Was die Aktien der Eurozone angeht, bleiben wir aus fundamentalen Gründen und angesichts der Tatsache, dass die Wahl von Donald Trump zusätzliche Abwärtsrisiken für die Region birgt, negativ.
Unser Exposure in den Schwellenländern ist weiterhin zurückhaltend und wird sich in Abhängigkeit des jeweiligen Szenarios entwickeln. Dies wird insbesondere von den Maßnahmen der neuen amerikanischen Regierung, ihrer Abfolge und von zusätzlichen chinesischen Impulsen abhängen.
Europäische Staatsanleihen sind nach dem jüngsten Renditeanstieg nach wie vor eine attraktive Anlage, da sie einen Carry und eine Absicherung in einem Multi-Asset-Portfolio bieten. Wir würden eine Übergewichtung der europäischen Duration beibehalten, da die Wirtschaft bereits mit einigen Abwärtsrisiken konfrontiert ist, während wir bei der US-Duration zurückhaltend bleiben.
Die Unternehmensanleihen haben sich bereits erholt und wir bevorzugen eine neutrale Haltung. Auch wenn die Unternehmen in den Genuss einer niedrigeren Besteuerung kommen werden, könnte die Volatilität der Zinssätze zu einer Umkehr der derzeitigen technischen Unterstützung führen. Die europäischen Anleihen würden mehr Gegenwind erfahren, vor allem durch die exportorientierten Sektoren des verarbeitenden Gewerbes.
Das oben skizzierte Hard-Trump-Szenario dürfte sich zunächst negativ auf alle Anlageklassen auswirken, wobei sowohl Aktien als auch Anleihen sinken. Sollte dies zu einer schwächeren Konjunktur führen, könnten Staatsanleihen später wieder ihre übliche Rolle als Risikopuffer übernehmen. Zwischen diesen beiden Szenarien gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die für Volatilität auf den Märkten sorgen könnten. In den kommenden Tagen und Wochen werden die US-Zinssätze und die Entwicklung des Dollars zwei wichtige Variablen sein, die es zu beobachten gilt.